Von Gabriela M. KellerJared Leto hat in einigen der prägendsten Filme der vergangenen Jahre
mitgespielt: Fight Club, Requiem for a Dream oder American Psycho. Nun
war er schon seit Längerem nicht mehr auf der Leinwand zu sehen. Statt
dessen tourte er mit seiner Rockband 30 Seconds to Mars durch die Welt.
Nun hat ihn das Magazin GQ in Berlin bei der Wahl der "Männer des Jahres
2011" in der Kategorie Stil ausgezeichnet. Dabei denkt er gar nicht
besonders viel über seine Outfits nach, sagte er unserer Reporterin
Gabriela kurz vor der Preisverleihung im Interview.
Gabriela im Gespräch mit Jared.
styleranking: Die meisten Menschen dürften dich aus
deinen Filmen kennen. Nun machst du aber auch schon seit fast zehn
Jahren mit deiner Band 30 Seconds to Mars erfolgreich Musik. Nervt es,
wenn Journalisten immer noch fragen, warum so viele Hollywoodstars
frustrierte Rockmusiker sind?Jared Leto: Nein, denn es kümmert mich nicht so
sehr, was die Leute denken. Ich denke, eine Menge kreativer Menschen
interessieren sich auch für andere kreative Bereiche. Maler
interessieren sich für Bildhauerei, Bildhauer interessieren sich für
andere Aspekte. Ebenso interessieren sich ja auch Sportler oft für
andere Sportarten. Manchmal sieht man Fußballer, die Baseball spielen
wollen. Wenn Menschen sich mit einem Lebensbereich befasst haben, wollen
sie auch andere Dinge erfahren.
styleranking: Trotzdem dürften dich die meisten Menschen noch als Schauspieler sehen…Jared Leto: Das stimmt nicht unbedingt.
styleranking: Hat sich das mittlerweile geändert?Jared Leto: Eine Menge Leute da draußen kennen mich
überhaupt nicht. Dann gibt es eine Menge Leute, die mich nur als Musiker
kennen, und eine Menge, die mich nur als Schauspieler kennen. Ich
denke, einem Großteil meines jüngeren Publikums bin ich als Schauspieler
gar nicht bekannt.
styleranking: Wünschst
du dir manchmal, dass du nicht erst mit der Schauspielerei angefangen
hättest, damit man dich als Musiker ernster nehmen würde?Jared Leto: Nein. So etwas interessiert mich nicht.
Aber mittlerweile ist das auch schon eine alte Geschichte. Ich mache das
ja nun schon so lange. Ich denke, mittlerweile haben sich die Leute
entschieden, ob sie das, was ich mache, mögen oder nicht.
styleranking: Du machst nicht nur
Musik, du führst auch Regie bei Musikvideos, du designst Plattencover,
du schreibst Songs. Wirst du nie satt?Jared Leto: Ich liebe es, neues Territorium zu
erkunden. Das ist aufregend, und ich lerne etwas Neues. Und wenn wir
lernen, dann sind wir eingebunden, werden gefordert und bereichert.
styleranking: Zuletzt scheint der Fokus bei dir aber sehr stark auf der Musik gelegen zu haben...Jared Leto: ... Musik, Editing, Regie, Produktion.
Dann beschäftige ich mich noch mit Graphikdesign und führe meine eigenen
Unternehmen. Aber Künstler sein, das Chaos organisieren, etwas aus dem
Nichts zu erschaffen – das ist wahrscheinlich das, was ich am meisten
mache.
styleranking: Allerdings habe ich dich schon ziemlich lange nicht mehr in einem Film gesehen. Jared Leto: M-hm. Ist das nicht toll?
styleranking: Nein, es ist ziemlich schade, zumal du ja
für die meisten deiner Filme sehr gute Kritiken bekommen hast. Vermisst
du das Schauspielern denn gar nicht?Jared Leto: Nicht besonders. Ich muss sagen, dass
ich ziemlich erfüllt bin. Außerdem bin ich einfach zu beschäftigt. Es
gibt Dinge, die mir an der Schauspielerei gefallen, ich liebe es, mit
anderen kreativen Menschen zu arbeiten. Doch ich vermisse es nicht allzu
sehr.
styleranking: Was gefällt dir denn am Musikmachen besser?Jared Leto: Mir gefällt die Verantwortung, die Kontrolle.
styleranking: Du bist also derjenige, der in eurer Band die Verantwortung trägt?Jared Leto: Also, in vielerlei Hinsicht: ja. Doch
selbst, wenn ich diese Aufgabe mit einigen wenigen Leuten teilen sollte,
ist es immer noch anders als wenn du die Kontrolle mit Hunderten
teilst, wie beim Film. Dazu kommt der ganze Prozess: Ich reise gerne,
ich trete gerne auf. Ich mag das Schreiben und Aufnehmen der Songs, das
ist ein sehr persönlicher Prozess.
styleranking: Du bist aber auch nicht der Typ, der die
Dinge leicht nehmen würde. Für die Rolle des Heroinsüchtigen Harry
Goldfarb in Requiem for a Dream hast du 15 Kilo abgenommen, dann hast du
für Chapter 27, wo du den Mörder von John Lennon gespielt hast, über 30
Kilo zugenommen. Hast du nicht manchmal das Gefühl, dass du dich etwas
mehr schonen solltest?Jared Leto: Wir alle machen die Dinge so, wie wir
denken, dass wir sie tun sollten. So, wie es für uns funktioniert. Und
so funktioniert das eben bei mir. Wenn ich kreativ tätig bin, tauche ich
da gerne so tief ein, wie es geht. Je größer die Herausforderung, umso
mehr hat man hinterher davon.
styleranking: Was war schwerer? Abnehmen oder zunehmen?Jared Leto: Zunehmen, das war die größere Herausforderung.
styleranking: Zumal Hollywood ja auch eine sehr
oberflächliches Pflaster ist. Hat diese Erfahrung, dick zu sein, deine
Wahrnehmung von Hollywood verändert?Jared Leto: Ja. Als ich schwer war, haben mich die
Leute defitiv auf eine andere Art und Weise angesehen. Da hat sich mein
Verständnis schon ein bisschen verändert. Einige Leute, die ich traf,
wussten ja nicht, dass ich in diesem Film mitgearbeitet habe, und die
dachten, ich hätte einfach nur zugenommen. Es war interessant zu sehen,
wie sie mich behandeln.
styleranking: Wie haben die dich denn behandelt?Jared Leto: Eher abschätzig.
styleranking: Und war es schwer, die Pfunde wieder loszuwerden?
Jared Leto: Leicht war es nicht, das ist sicher.
Zuzunehmen oder abzunehmen. Aber das war es, was ich tun musste, um
diese Rolle zu spielen. Ich würde es aber nicht noch einmal machen. Ich
habe das gemacht, einmal in meinem Leben, und das reicht mir.
styleranking: Könnte es denn kein Filmprojekt geben, das dich reizen würde?
Jared Leto: Doch, das könnte es geben. Es ist einfach so, dass
ich im Moment zu beschäftigt bin. Wir waren gerade zwei Jahre lang auf
Tour. Wir sind alleine in Deutschland 26 Mal aufgetreten.
styleranking: Die meisten Filme die du gemacht
hast, waren sehr künstlerisch, anspruchsvoll, oft auch abgründig und
dunkel. Jetzt hast du für die neue Werbung des Parfums Boss Just
Different vor der Kamera gestanden, was im Gegensatz dazu ja ziemlich
trivial ist. Hast du gezögert, ehe du das Angebot angenommen hast?Jared Leto: Ja. Ich habe ein Jahrzehnt lang
gezögert. Die Leute haben mich über die Jahre immer wieder für
unterschiedliche Dinge angefragt, aber es hat sich nie richtig
angefühlt. Doch aus irgendeinem Grund fühlte sich diese Sache richtig
an. Und so war es auch. Es hat Spaß gemacht. Sie wollten jemanden, der
in die Schablone… der nicht in die Schablone passt. Sie wollten
jemanden, der ein bisschen anders ist, und das passte zu mir. Außerdem
war es eine Gelegenheit, mit Freunden zu arbeiten, und das war eine
wunderbare Erfahrung. Ich bedaure also überhaupt nicht, dass ich das
gemacht habe.
styleranking: Also machst du dir keinerlei Sorgen, dass sich das auf deine Glaubwürdigkeit als Künstler auswirken wird?Jared Leto: Nein. Um solche Dinge mache ich mir gar
keine Sorgen. Glaubwürdigkeit ist etwas, worüber andere Menschen
entscheiden müssen. Sie beruht auf der Kunst selbst.
styleranking: Auf Youtube bin ich außerdem auf eine recht alte Levi’s Werbung gestoßen, in der du zu sehen bist ...Jared Leto: …das war zu der Zeit, als ich mit dem
Schauspielern angefangen habe. Und das war toll! Denn es hat mir etwas
Freiheit gegeben, ein wenig Geld, damit ich meine Miete bezahlen konnte.
Also hatte ich mehr Zeit, zum Vorsprechen zu gehen, und mit meiner Band
zu proben.
styleranking: Das war aber diesmal nicht der Grund, das Angebot anzunehmen, nehme ich an.Jared Leto: Nein. Ich meine, an diesem Punkt in
meinem Leben… Ich habe nie des Geldes wegen gearbeitet. Ich arbeite der
Erfahrungen und der Möglichkeiten wegen.
styleranking: In der Werbung trägst du diesen
sehr gut sitzenden schwarzen Anzug. Sonst sieht man dich sehr selten in
solcher klassisch-eleganter Kleidung. War das Outfit für dich
gewöhnungsbedürftig?
Jared Leto: Soll das heißen, dass ich normalerweiser nicht besonders elegant aus?!
styleranking: Nun, die Outfits, die man sonst an
dir sieht, haben schon mal mit pinkfarbenen Irokesenschnitten,
Netz-Shirts und knallroten Turnschuhen zu tun…Jared Leto: Also, für mich war das Spaß, es war mal etwas Anderes. Es macht mir nichts aus, manchmal Verkleiden zu spielen.
styleranking: Woher bekommst du deine Ideen für deine Outfits? Dein Stil ist ja ziemlich exzentrisch.
Jared Leto: Ich denke nicht allzu viel darüber nach. Ich bin da
ziemlich spontan. Aber ich respektiere Designer, die Dinge erschaffen,
die originell und einzigartig sind.
styleranking: Wie entscheidest du dich denn dann, was du zu bestimmten Anlässen trägst?Jared Leto: Heute zum Beispiel hatte ich zwei
Boss-Anzüge zur Auswahl, schwarz und rot. Und ich habe mir den roten
ausgesucht, weil ich dachte, der ist spaßiger.
styleranking: Vielen Dank für das Interview.echelonJB on a besoin de toi!!!